Friederike Niedermoser

Geburtsname: Domnosil
geboren: 13.10.1904, Wien, Österreich
gestorben: 24.10. 2000, Wien
Religionsbekenntnis: röm. katholisch

Ausbildung
1919 – 1922 Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, Wien

1922 – 1925 Kunstgewerbeschule, Fachklasse für Architektur Prof. Oskar Strnad
Friederike Niedermoser
Friederike Niedermoser
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Interieur, Zeichnung 1926, Archiv UaK

Biografie

Friederike Niedermoser, geborene Domnosil wurde im Oktober 1904 in Wien geboren. Ihr Vater war Beamter, die Familie wohnte im 3. Bezirk.

Mit fünfzehn Jahren, ab 1919, besuchte sie die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt für drei Jahre. Nach diesem Abschluss trat sie im Herbst 1922 zur Aufnahmsprüfung an der Wiener Kunstgewerbeschule an – und wurde aufgenommen. Wie alle neuen SchülerInnen kam sie in die Allgemeine Abteilung, in die Klasse Allgemeine Formenlehre von Karl Witzmann. In diesem ersten Studienjahr besuchte sie auch den Ornamentkurs Franz Cizeks und das Nebenfach Ornamentale Schrift und Heraldik von Rudolf Larisch. So entstand eine solide künstlerische Basis, aber Friederike Domnosil hatte den Wunsch Architektin zu werden. Im Einschreibebogen für die Kunstgewerbeschule, der sogenannten Nationale (von 1924) ist in der Rubrik Als Lebensberuf strebe ich an zu lesen: „Architektur“. Zwei Jahre studierte sie in der Fachklasse für Architektur bei Professor Oskar Strnad. In ihrem Abgangszeugnis von Juni 1925 schrieb ihr Lehrer Strnad als abschließenden Beurteilung:

Friederike Domnosil eine sehr feine Begabung; fähig poetisch Empfundenes zu formen. Künstlerisch selbständig. Sehr geeignet für alle abstrakten Formbildungen. Möbel, Hausbau, Geräte, Intarsien, Stoffe.“

In der Mappe mit Architektur- und Bühnenentwürfen der Strnad Schule (1926, Rudolf Larisch gewidmet), ist ihr Projekt für ein Strandhaus an der Alten Donau mit Grundriss, Wandansichten und Interieur abgebildet.

Sie begann als freiberufliche Innenarchitektin im Atelier von Architekt Wilhelm Koch zu arbeiten. Selbständig nahm sie an mehreren Wettbewerben für Interieurs teil. Dann lernte sie  den Kollegen Otto Niedermoser kennen, der ebenfalls an der Kunstgewerbeschule studiert hatte und seine Architekturausbildung an der Akademie der bildenden Künste fortsetzte. 1928 schloss er diese ab und Friederike und Otto heirateten im selben Jahr. Im Besitz der Familie war die Möbelfirma „M. Niedermoser & Söhne“ mit angeschlossener Tapeziererwerkstatt. Gegründet von Michael Niedermoser, Ottos Großvater, wurde der Betrieb zu dieser Zeit von seinem Vater Wilhelm Niedermoser geleitet. Doch Ottos Interesse galt vielmehr dem Bühnenbild, der Architektur und der Lehre. Er war an der Kunstgewerbeschule tätig, wo er 1941 die Klasse für Bühnen- und Filmgestaltung übernahm und parallel dazu von 1949 bis zu seiner Emeritierung 1973 die Meisterklasse für Möbelbau und Raumgestaltung leitete. Otto Niedermoser war als Architekt und Bühnenbildner im In- und Ausland aktiv. 

Friederike wurde ab der Eheschließung Mitarbeiterin im Atelier ihres Mannes. Nach dem Tod des Schwiegervaters, 1934, leitete sie die Möbelfirma bis zur Einberufung des letzten Arbeiters 1941.
Leider sind keine weiteren Werke von ihr erhalten, wurden nicht bekannt, oder dokumentiert. 

1933 wurde ihre Tochter Gabriele Niedermoser geboren. Die junge Frau schlug auch einen künstlerischen Weg ein. Sie studierte an der (damaligen) Akademie für angewandte Kunst in der Meisterklasse für Bühnenkostüm und wechselte anschließend an die Akademie der  bildenden Künste Wien. Sie wurde als Kostüm- u Bühnenbildnerin für viele Wiener Bühnen tätig, auch für das Fernsehen. Ab 1962 hatte sie einen Lehrauftrag an der Angewandten, in der Klasse für Bühnenkostüm und Kostümkunde. Nach wie vor wohnt sie in dem Wiener Haus mit der ehemaligen Werkstätte der Möbelfirma und der Wohnung der Familie Niedermoser. 

In einem Telefongespräch erzählt die inzwischen betagte Gabriele Niedermoser, dass es leider keine erhaltenen Arbeiten ihrer Mutter Friederike gäbe. Anlässlich einer Ausstellung zu ihrem 90. Geburtstag im Jahr 1994 wurde eine Einladungskarte mit kurzem Lebenslauf und Foto gedruckt. Das könne sie zur Verfügung stellen. Ihre Mutter und sie haben viel gezeichnet in Vaters Atelier, an Projekten für Wohnbauten des Wiederaufbaus, Wettbewerbe und Bühnenbilder. Aber da wurde nichts beschrieben oder signiert.

Werke (Auswahl)

1926            Entwurf für ein Strandhaus an der Alten Donau, in der Mappe mit Architektur- und Bühnenentwürfen der Strnad Schule, 1926 (Rudolf Larisch gewidmet), Archiv UaK

1928 – 1941 Mitarbeit, dann Leitung der Möbelfirma Niedermoser, Kunsttischlerei und Tapeziererwerkstätte

1928 – 1973 Mitarbeit im Atelier von Architekt Otto Niedermoser

Quellen

Nationale Friederike Domnosil, 30.9.1924, Kunstgewerbeschule Wien, Archiv UaK

Friederike Domnosil, Abgangszeugnis vom 30.6.1925, Kunstgewerbeschule Wien, Archiv UaK

Domnosil Friederike Arbeiten an der Kunstgewerbeschule, in: Strnad Schule, Mappe mit Architektur- und Bühnenentwürfen Rudolf Larisch gewidmet, Wien 1926

Sabine Plakolm: Beruf: ‚Frau Architekt‘ Zur Ausbildung der ersten Architektinnen in Wien, in: Margarete Schütte-Lihotzky. Architektur. Politik. Geschlecht. Neue Perspektiven auf Leben und Werk, Hg.: Marcel Bois, Bernadette Reinhold, Basel, 2019, S. 38-51, hier S. 42

Einladungskarte zur Ausstellung Friedl Niedermoser, Lucia Kellner „Ein Garten in Klosterneuburg“, Klosterneuburg, 11.8.1994

Foto Portrait: Friederike Niedermoser, 1994, privat

Foto: Abgangszeugnis der Kunstgewerbeschule 1925, Archiv UaK

Foto: Interieur, Zeichnung 1926, Archiv UaK

 

Text: Christine Zwingl
Februar 2022

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